4. Juni 2025
Erfolgreiche Unternehmensnachfolge planen
Die Unternehmensnachfolge gehört zu den größten Herausforderungen, denen sich Unternehmer stellen müssen. Während die meisten Senior-Unternehmer eine familieninterne Nachfolge bevorzugen, zeigt die Praxis, dass hierbei etwa die Hälfte der Versuche mittelfristig scheitern. Alternativen wie der Unternehmensverkauf oder ein Management-Buy-Out (MBO) geraten in den Fokus, stehen jedoch häufig vor Hürden wie einem fehlenden Käufer zum gewünschten Preis oder Problemen in der Finanzierung. Am anderen Ende der Skala steht die Unternehmensliquidation, die in der Planung nur selten in Betracht gezogen wird, jedoch eine der häufigsten realisierten Strategien ist.
Diese Realität verdeutlicht, wie wichtig eine frühzeitige und sorgfältige Nachfolgeplanung ist, um die Zukunft eines Unternehmens nachhaltig zu sichern. Dieser Artikel liefert Einblicke in verschiedene Strategien, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren der Nachfolgeplanung.
Aktuelle Situation der Unternehmensnachfolge in Deutschland
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache:
- Mangelnde Vorbereitung: Die Hälfte der Unternehmen mit Nachfolgebedarf hat bislang keinerlei Maßnahmen zur Vorbereitung getroffen.
- Familieninterne Nachfolge: Rund 50 % der Unternehmen bevorzugen eine Nachfolge innerhalb der Familie. Doch scheitert diese Strategie in der Hälfte der Fälle.
- Unternehmensverkauf: Etwa 30-40 % der Betriebe planen den Verkauf ihres Unternehmens. Mehr als die Hälfte dieser beabsichtigten Verkäufe scheitert jedoch daran, dass kein geeigneter Käufer gefunden wird.
- MBO/MBI als Alternative: Ein Management-Buyout (MBO) oder Management-Buyin (MBI) wird oft als Alternative zur familieninternen Nachfolge oder zum Verkauf betrachtet. Allerdings scheitern diese Optionen häufig aufgrund fehlender geeigneter Kandidaten, mangelnder frühzeitiger Vorbereitung oder schwieriger Finanzierungsbedingungen.
- Liquidation: Obwohl die Liquidation vor der Insolvenz die am wenigsten gewünschte Option ist, gehört sie in der Realität zu den häufigsten Nachfolgelösungen.
- Geschäftsaufgaben und Insolvenzen: Studien zufolge ziehen rund 6 % der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) eine Geschäftsaufgabe in Betracht. Im Jahr 2024 gab es über 21.000 Unternehmensinsolvenzen, Tendenz 2025 steigend.
Diese Zahlen verdeutlichen den dringenden Bedarf an strategischer Nachfolgeplanung. Nur durch frühzeitige und durchdachte Maßnahmen lässt sich sicherstellen, dass Unternehmen nicht nur erhalten bleiben, sondern auch erfolgreich in die nächste Phase ihres Lebenszyklus übergehen.
Die häufigsten Nachfolgestrategien und ihre Herausforderungen
Eine Unternehmensnachfolge ist sowohl eine wirtschaftliche als auch eine emotionale Entscheidung. Es gibt mehrere Optionen, die Unternehmer in Betracht ziehen können, jede mit eigenen Vor- und Nachteilen. Nachfolgend beleuchte ich die gängigsten Optionen:
1. Familieninterne Nachfolge
Die familieninterne Nachfolge ist bei Senior-Unternehmern am beliebtesten. Es geht darum, das Unternehmen innerhalb der Familie zu übergeben, oft an Kinder oder andere Verwandte.
Hürden:
- Fehlende Qualifikation oder Motivation der Nachfolger.
- Familiäre Konflikte, die die geschäftliche Kontinuität gefährden.
- Erfolgsfaktor: Frühzeitige Einbindung der Nachfolger in das Unternehmen, um Kompetenzen und Vertrauen aufzubauen.
2. Unternehmensverkauf
Die zweite Präferenz vieler Unternehmer ist der Verkauf an externe Käufer. Dies kann ein strategischer Käufer, ein Wettbewerber oder ein Finanzinvestor sein.
Hürden:
- Fehlender geeigneter Käufer, insbesondere zu einem akzeptablen Preis.
- Unzureichende Vorbereitung der Verkaufsunterlagen und Due Diligence.
- Erfolgsfaktor: Eine professionelle Unternehmensbewertung, die den realistischen Marktwert widerspiegelt.
3. Management-Buy-Out (MBO) oder Management-Buy-In (MBI)
Hier übernehmen entweder Mitglieder des bestehenden Managementteams (MBO) oder externe Manager (MBI) das Unternehmen.
Hürden:
- Finanzierungsschwierigkeiten und fehlendes Eigenkapital.
- Mangel an unternehmerischem Know-how bei neuen Eigentümern.
- Erfolgsfaktor: Solide Finanzierungsmodelle und langfristige Übergangsstrategien.
4. Unternehmensliquidation
Wenngleich selten gewünscht, wird die Unternehmensliquidation oft als letzte Option angesehen. Statt Insolvenz wird das Unternehmen geplant geschlossen, und die Vermögenswerte verkauft.
Hürden:
- Wartezeit, die den Wert des Inventars oder der Vermögenswerte schmälern kann.
- Erfolgsfaktor: Eine rechtzeitig geplante Liquidation kann Vermögensverluste minimieren.
❌ Warum Nachfolgeprojekte scheitern können
- Unklare Ziele: Viele Unternehmen starten in die Übergabephase, ohne klare Ziele zu definieren. Das führt zu Unsicherheiten in der strategischen Ausrichtung.
- Mangel an Vorbereitung: Wie bereits erwähnt, haben ca. die Hälfte aller betroffenen Unternehmen keine Vorbereitung getroffen. Ohne frühzeitige Planung werden Chancen vertan.
- Emotionale Faktoren: Die Übergabe eines Unternehmens ist oft ein Generationenkonflikt, der von Vorstellungen über „die richtige Richtung“ geprägt ist.
- Rechtliche und steuerliche Herausforderungen: Versäumnisse in diesen Bereichen können zu erheblichem finanziellen Schaden führen.
✔️ Erfolgsfaktoren für eine nachhaltige Nachfolge
Mit den folgenden Schritten können Unternehmer den Prozess strategisch angehen und die Grundlage für eine erfolgreiche Nachfolge schaffen:
- Frühzeitige Planung: Beginnen Sie 3–5 Jahre vor dem geplanten Übergabezeitpunkt. Dieser Zeitraum erlaubt es, mögliche Nachfolger zu identifizieren und gezielt vorzubereiten.
- Unternehmensbewertung: Lassen Sie von unabhängigen Experten eine professionelle Bewertung durchführen. Das erhöht die Glaubwürdigkeit gegenüber potenziellen Käufern oder Nachfolgern und gibt Ihnen ein klares Bild Ihres Unternehmenswerts.
- Professionelle Unterstützung einholen: Ein erfahrenes Team aus Anwälten, Steuerberatern und Unternehmensberatern ist unverzichtbar, um alle Aspekte rechtlich, steuerlich und strategisch abzusichern.
- Klare Kommunikation: Sowohl intern mit Mitarbeitern als auch extern mit Partnern, Kunden und Nachfolgern ist es wichtig, klare und transparente Kommunikation zu pflegen.
- Flexibilität zeigen: Manchmal läuft die Nachfolge nicht wie geplant. Unternehmen, die Alternativen im Blick haben, sichern langfristig ihre Standbeine.
Liquidation als valide Alternative
Obwohl die Liquidation selten zuerst in Betracht gezogen wird, kann sie bei frühzeitiger Planung eine durchaus sinnvolle Option sein. Sie bietet eine Möglichkeit, bestehende Vermögenswerte optimal zu verwerten und Schulden zu begleichen, bevor wertvolle Zeit oder weitere Mittel verloren gehen. Zumindest als Rückfall-Option sollte Sie mitgedacht werden, und kann helfen, den Druck aus dem Prozess zu nehmen.
Aktiv werden für eine erfolgreiche Zukunft!
Die Unternehmensnachfolge ist ein komplexer Prozess, der strategisches Denken, sorgfältige Planung und professionelle Begleitung erfordert. Die Wahl des richtigen Zeitpunkts ist genauso entscheidend wie die Wahl des Nachfolgers oder der Nachfolgelösung. Unternehmen, die frühzeitig aktiv werden, sichern nicht nur ihren Fortbestand, sondern auch den langfristigen Erfolg ihres Lebenswerks.